In der Akademie des Dienstleistungszentrums für das Ehrenamt Südtirol treffen sich hoch motivierte Exponenten aus der Südtiroler Vereinswelt und der Wirtschaft.

Wie bereits in der Vergangenheit organisierte das Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt Südtirol, kurz DZE, vor Kurzem als Würdigung und großes Dankeschön für den Einsatz der Vereine in der Gesellschaft eine besondere Veranstaltung. Diese findet stets unmittelbar vor dem Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember statt. Nachdem in der Vergangenheit mehrfach die Nachhaltigkeit thematisiert wurde, stand dieses Jahr das Zusammenspiel beziehungsweise das Netzwerk zwischen Wirtschaft und Vereinen im Mittelpunkt. Südtirols Wirtschaftstreibende zeigen sich seit jeher sensibel und großzügig was die Unterstützung von verschiedensten Angeboten von Vereinen angeht. Hervorzuheben ist hierbei auch die Treue der Betriebe bei der Bereitstellung von finanziellen Mitteln und Humanressourcen in schwierigen Zeiten, wie während der „Corona-Pandemie“, unterstreicht das DZE in seiner Aussendung.

Verena Pliger, Direktorin des Wochenmagazins „ff“ führte durch das vor Kurzem organisierte Event betreffend das Netzwerk Wirtschaft und Vereine, bei dem der Wirtschaftsberater und Steuerexperte des DZE, Thomas Girotto die steuerlichen Vorteile für Unternehmen, aber auch für Vereine des so genannten „Dritten Sektors“ aufzeigte. Vor allem erklärte er, wie sinnvoll es für beide Seiten ist, die Spendentätigkeit und das Sponsoring von Leistungen in den unterschiedlichen Sparten der Vereinswelt zu fördern. Das DZE hat in diesem Zusammenhang einen spezifischen Beratungsservice eingerichtet, der gezielte Aufklärung bietet, um die Vorteile bei der Förderung von Vereinsaktivitäten zu untermauern. Interessante Neuigkeiten gibt es übrigens auch dann, wenn Betriebe eigene Freizeitvereine im Unternehmen ansiedeln möchten. Hier könnten verschiedenste Synergien besser genutzt und sogar unter Umständen zusätzliche Einnahmequellen für die Firmen erwirkt werden. Auch dazu kann der DZE Expertenpool ganz praktische Erläuterungen sowie Hilfestellungen liefern.

Zurückkommend auf die aktuelle Situation muss auf die Tatsache verwiesen werden, dass die Südtiroler Vereine rund 10% der Wirtschaftsleistung in Südtirol garantieren, und auf nationaler Ebene sage und schreibe, Dienste durch die Vereine für die Gesellschaft im Ausmaß von 40 Milliarden Euro gestemmt werden. Das sind beeindruckende Zahlen, die von renommierten Fachleuten der Wirtschaftszeitung „il Sole 24 Ore“ unlängst veröffentlicht wurden. DZE Direktor Ulrich Seitz betont, dass es in Südtirol rund 4300 Vereine gibt, und dass davon rund 2600 Organisationen den Entscheid getroffen haben, sich an die Reform des Dritten Sektors anzupassen. Es handelt sich hierbei vor allem um eine Steuerreform, die jedoch nicht zwingend ist, und es von Fall zu Fall erforderlich ist, zu überprüfen, ob diese Regelung für die jeweilige Körperschaft überhaupt angewandt werden sollte. Ulrich Seitz erinnert des Weiteren, dass rund 220.000 Südtiroler/Südtirolerinnen im Freiwilligenwesen aktiv sind, und zwar zumindest in einem Verein. 110.000 Südtiroler/Südtirolerinnen sind sogar in 2-3 Organisationen involviert. Interessant ist ebenso der Umstand, dass das durchschnittliche Freiwilligenengagement in Südtirol bei rund 9 Jahren liegt, und somit den höchsten Wert im Alpenraum erreicht. Im Rahmen der zitierten Veranstaltung im „Museion“ in Bozen, wurde mit großem Stolz von DZE Präsident Sergio Bonagura und DZE Vizepräsidentin Vanessa Macchia der erste „Sonderstempel für das Ehrenamt“ in Südtirol vorgestellt. Somit ist es erstmalig möglich über das DZE, neue für den Anlass hergestellte farbige Postkarten zu erhalten, beziehungsweise zu beziehen, die dann beim zentralen Postamt in Bozen abgestempelt und verschickt werden können. Diese Aktion soll nochmals bewusst die Bedeutung der Freiwilligentätigkeiten im Lande in den Vordergrund rücken. Schließlich wird diese wertvolle Postkarte mitsamt Stempel im Historischen Museum der Nationalen Postbehörde in Rom ab Mitte 2024 verewigt, so die zuständige Verantwortliche, Patrizia Daidone, die sich selbst mit großem Einsatz als Freiwillige bei „Unicef“ einbringt. Ganz im Sinne der Notwendigkeit, Forschung, Innovation und Bildung in den Vereinsstrukturen weiter auszubauen, ist und bleibt es ein großes Anliegen des DZE, verschiedenste, großteils kostenlose Weiterbildungsmaßnahmen für Interessierte der zahlreichen Körperschaften, landesweit für die kommende Jahre zu planen. Man geht davon aus, dass in Südtirol pro Jahr rund 100.000 Freiwillige zumindest 1 Fortbildung über den eigenen Verein oder über Kooperationen besuchen. Dieser Umstand stellt einen Pluspunkt dar, der wahrscheinlich dazu beiträgt, dass das Ehrenamt in Südtirol attraktiv bleibt. Denn während man anderswo in Europa starke Einbrüche im Volontariat, gerade nach der Corona Pandemie, feststellt, ist es hierzulande gelungen, dieses Szenario zu vermeiden. Nichtsdestotrotz darf jedoch kein Hehl daraus gemacht werden, dass die Angst vor übermäßiger Bürokratie, vor Haftung oder fehlenden Finanzierungen, auch in Südtirol sehr wohl zu verspüren ist. Beim zitieren Netzwerktreffen Wirtschaft und Vereine, an dem rund 150 begeisterte Personen teilgenommen haben, kamen schließlich auch 3 Persönlichkeiten zu Wort, die einen spannenden Einblick in ihre Arbeit zuließen. So erfolgte über den Biostatistiker Markus Falk ein hoch aktueller Überblick zu den neuesten Entwicklungen beim Einsatz der künstlichen Intelligenz. Das sinnvolle und vor allem gekonnte Nutzen dieser neuen Kommunikationsform muss diesbezüglich Priorität sein, damit Missbrauch und peinliche Pannen, die Schaden anrichten, unterbunden werden. Der vor Kurzem mit dem prestigeträchtigen Preis „Architetto italiano dell’anno“ ausgezeichnete Architekt Armin Pedevilla sprach von der Leidenschaft in der Einbindung der Nutzer der von ihm konzipierten und umgesetzten Bauarbeiten. Er wittert für Südtirol trotz immer wieder aufkehrender Kritik, erhebliche Chancen, neue und Maßstäbe zu setzen, die gerade auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit, auch international Beachtung erhalten. Und hier denkt er unter anderem nicht zuletzt an die Infrastrukturen, die für die Südtiroler Vereine gedacht sind. Als Abschluss war es dann an Manfred Schweigkofler, den Appell an Vereine und Wirtschaft zu richten, mehr in den Wohlstand der Menschen, nicht nur unter dem ökonomischen Gesichtspunkt, zu investieren. Ihm liegt dabei das Wohlbefinden der Menschen am Herzen, das beispielsweise durch gut funktionierende Vereinsmodelle, abgesichert werden kann. Dazu braucht es Mut und Kreativität.

Im Bild 1, von links nach rechts: Eventmanager und DZE Experte Simon Waldner, Wirtschafsberater und DZE Experte Thomas Girotto, Biostatistiker Markus Falk, DZE Vizepräsidentin Vanessa Macchia, Architekt Armin Pedevilla, Moderation Verena Pliger, DZE Direktor Ulrich Seitz, Kulturmanager und Coach Manfred Schweigkofler, DZE Vorstandsmitglieder Ivo Bonamico und Günther Andergassen, DZE Experte für Versicherungen David Visintin

Im Bild 2, von links nach rechts: DZE Präsident Sergio Bonagura, DZE Vizepräsidentin Vanessa Macchia, Patrizia Daidone, Poste Italiane