Ehrenamt


Trotz zunehmender Bürokratie und eines allgemein verspürten Motivationsrückgangs, der im gesamten Freiwilligensektor in Italien beklagt wird, stellt Südtirol eine besondere Ausnahme dar, die eine außergewöhnliche Vitalität und Proaktivität aufweist. Das Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt Südtirol (DZE), das mit über 4.000 Beratungen und fast 6.000 Stunden Unterstützung pro Jahr (Durchschnittswerte der letzten 3 Jahre) bereits beeindruckende Zahlen vorlegt, hat die Notwendigkeit erkannt, über die Lösung alltäglicher Probleme hinauszugehen. Zu diesem Zweck wurde das Projekt “Sich wohlfühlen: Check-up für alle” ins Leben gerufen, eine strategische Initiative, die den Vereinen helfen soll, ihre aktuelle Situation zu analysieren und langfristige Visionen und Ziele zu entwickeln.

Eine spezifische Erhebung des Arbeitsministeriums vom 31. Januar 2025 bestätigt die unersetzliche Rolle der Südtiroler Freiwilligenarbeit für den sozialen Zusammenhalt und das Wohlbefinden im Lande. Die Zahlen sprechen für sich:

  • Auf nationaler Ebene gibt es 203,5 Vereine pro 100.000 Einwohner.
  • In der Autonomen Provinz Bozen steigt diese Zahl auf sage und schreibe 433,6 Vereine pro 100.000 Einwohner.
  • Die Gemeinde Ritten sticht sogar mit 687,5 Vereinen pro 100.000 Einwohner hervor, darunter 49 Freiwilligenorganisationen (EO), 5 Vereine für die Förderung des Gemeinwesens (VFG), 1 Sozialgenossenschaft und 4 Amateursportvereine.

Die Schätzung für das Jahr 2024 zeigt, dass es in Südtirol rund 218.600 Freiwillige gibt, von denen sich 108.000 aktiv in 2 oder 3 verschiedenen Organisationen engagieren. Dies zeugt von einem außerordentlichen Engagement und einer großen Bürgerbeteiligung.

Eine Analyse des Profils der Südtiroler Freiwilligen:

  • 55 % sind männlich, 60 % von ihnen sind unter 50 Jahre alt und 75 % sind noch berufstätig.
  • Die durchschnittliche Verweildauer in Vereinen beträgt unabhängig vom Geschlecht 9 Jahre, was von einer starken Loyalität und Kontinuität zeugt. Im Vergleich dazu sind es in Trient nur rund 6 Jahre, und im Bundesland Tirol noch weniger, das heißt knapp 5 Jahre.
  • Daran gilt es zu arbeiten: Nur 30 % der Führungspositionen in den rund 4.300 Organisationen sind mit Frauen besetzt.
  • Im Durchschnitt bieten die Organisationen 1,25 Fortbildungskurse pro Jahr an und zeigen damit ihr ständiges Engagement für die Weiterentwicklung der Fähigkeiten ihrer Mitglieder.

Das Projekt “Sich wohl fühlen: der Check-up für alle”, das eine detaillierte Momentaufnahme des aktuellen Status der Organisationen und ein individuelles Follow-up garantiert, hat äußerst zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. In den vergangenen zehn Monaten haben nämlich 154 der 450 Mitgliedsorganisationen des DZE Südtirol diese Möglichkeit kostenlos genutzt und insgesamt 800 Stunden Beratung in Anspruch genommen. Die Sitzungen fanden sowohl persönlich vor Ort in Präsenz (53 %) als auch online (47 %) statt, was von Flexibilität und Zugänglichkeit beider involvierter Seiten zeugt.

Die am häufigsten und am meisten in Anspruch genommenen Themenbereiche bei diesen Check-ups spiegeln die aktuellen Anliegen des Dritten Sektors wider:

  • Buchhaltung und Steuerfragen: 40%
  • Digitalisierung: 26%
  • Rechtsberatung: 16,5%
  • Strategien für aktive Freiwilligenarbeit: fast 11%

Diese Daten belegen nicht nur die Wirksamkeit des Projekts, sondern liefern auch wertvolle Erkenntnisse über die dringendsten Bedürfnisse der Vereine. Der Erfolg des Projekts “Sich wohlfühlen: das Check-up für alle” bestätigt nicht nur die Richtigkeit des DZE Ansatzes, sondern veranlasst auch die Einführung neuer Instrumente. So entstand die Broschüre “Empfehlungen 2025”, ein konkreter Leitfaden, der die Vereine bei aktuellen und immer wiederkehrenden Fragen begleiten soll und ihnen Leitlinien und praktische Ratschläge bietet.

Darüber hinaus hat das DZE Südtirol einen Bericht für die öffentliche Verwaltung erstellt, der die im Rahmen des Projekts analysierten neuen Themen und künftigen Herausforderungen zusammenfasst. Dieses Dokument wird für die Ausrichtung künftiger Ausrichtungen und Unterstützungsmaßnahmen von entscheidender Bedeutung sein, um die Rolle der Freiwilligenarbeit als Pfeiler der Südtiroler Gemeinschaft weiter stärken.

Südtirol erweist sich dank der Widerstandsfähigkeit, der Proaktivität und der Innovationsfähigkeit seines Vereinswesens, das neben den einzelnen Dachorganisationen, auch vom DZE Südtirol mit Engagement und Weitblick unterstützt wird, weiterhin als vorbildlich auf nationaler Ebene.