Geschäftsleben



Ist das Ehrenamt wirklich in Gefahr?

Zahlreiche Interessierte fanden sich unlängst in St. Leonhard im Passeiertal zu einem Informationsabend mit dem Direktor des Dienstleistungszentrums für das Ehrenamt Südtirol, Ulrich Seitz ein.

Dabei kamen aktuelle Fragestellungen im Hinblick auf eine Reihe von vorherrschenden Unsicherheiten zur Sprache.

Konrad Pamer als rühriger Vereinsmensch im Tal bekannt und in seiner Rolle als verantwortlicher Organisator von Seiten des lokalen Jugenddienstes erläuterte gemeinsam mit dem Bürgermeister von St. Leonhard, Robert Tschöll die Schwierigkeiten bei den ehrenamtlich agierenden Strukturen, die nicht zuletzt auf das Inkrafttreten des Kodex des Dritten Sektors zurückzuführen sind.

Ulrich Seitz ging in seinem Referat auf die Vor- und Nachteile des Dritten Sektors ein, zeigte auf wann es überhaupt notwendig ist, sich an den neuen Vorgaben anzupassen und wann es ratsam sei, nichts an der derzeitigen Organisationsstruktur zu verändern.

Tatsache ist, dass eine Bilanz im Kassaprinzip (mit Einkünften unter 220.000 Euro), auch in Zukunft sehr wohl ohne die Beauftragung von Wirtschaftsberatern erstellt werden kann.

Auf jeden Fall bietet das DZE Südtirol hierzu in jedem Fall auch spezifische kostenlose Beratungen online und in Präsenz an. Seitz betonte, dass nur rund 10% aller in Südtirol tätigen Vereine die doppelte Buchhaltung, sprich das Kompetenzprinzip anwenden müssen.

Diese Verpflichtung greift bei jährlichen Einkünften über 220.000 Euro. Eine weitere Thematik, die immer wieder zu Unruhe führt, ist die Vermutung, dass laut den neuen Finanzbestimmungen nur mehr 30% des Vereinsbudgets aus der kommerziellen Tätigkeit stammen dürfen.

Seitz erklärte, dass dies so nicht korrekt interpretiert sei, denn das Limit der 30% besteht nicht für die kommerzielle Tätigkeit, sondern für die diversen Tätigkeiten gemäß Gesetzbuch. Das heißt. bei Vereinen des Dritten Sektors, dürfen die Einnahmen aus solchen Tätigkeiten (unabhängig ob gewerblich oder institutionell), nicht mehr als 30% der Gesamteinnahmen ausmachen.

Als diverse Tätigkeiten gelten jene, die nicht mit dem Zweck, den der Verein in der Satzung definiert haben in Verbindung gesetzt werden können.

Wenn die Überschreitung im Folgejahr nicht „saniert“ wird (durch entsprechende Unterschreitung des Limits) greift die Streichung aus dem „RUNTS“, dem Staatlichen Einheitsregister, immer unter der Voraussetzung, dass man dafür optiert hat. Schließlich wurde Entwarnung gegeben, dass weiterhin die so wichtigen Feiern, Feste und Konzerte für die Vereinslandschaft Südtirols ohne Registrierkasse und vor allem Steuer befreit durchgeführt werden können. Seitz erklärte wie das zu handhaben ist und gab praktische Ratschläge für die so genannten effizienten Spendensammlungsaktionen.

Zum Abschluss des Abends wurden schließlich ebenso Anliegen rund um den Versicherungsschutz mit Experten der Versicherungsgesellschaft ITAS besprochen, die von den Veranstaltern eingeladen worden waren.

 

Auf dem Foto von links nach rechts:

Bürgermeister St. Leonhard Robert Tschöll, Landtagsabgeordneter Andreas Leiter Reber, Jugenddienst-Chef und Organisator des Infoabends, Konrad Pamer, Walter Pichler ITAS Passeier, DZE Direktor Ulrich Seitz, Paolo Beltrami, Maria Luisa Gobbi und Matteo Facchinelli