Der Ressortdirektor im Arbeitsministerium in Rom, Alessandro Lombardi, der maßgeblich an der Ausarbeitung des Kodex des Dritten Sektors mitgewirkt hat, war unlängst auf Einladung des Dienstleistungszentrums für das Ehrenamt Südtirol in Bozen.

Das DZE Südtirol und der Spitzenbeamte stehen immer wieder zu unterschiedlichen Themen was das Vereinswesen angeht, im Austausch, so DZE Präsident Sergio Bonagura. Ziel des aktuellen Besuchs war ein Treffen mit rund 40 Führungskräften der Landesverwaltung und des Südtiroler Gemeindeverbands, um gemeinsam auszuloten, wie sinnvoll zwei wichtige Werkzeuge, die im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Öffentlicher Verwaltung und den Körperschafften des Dritten Sektors, seit 2018 konkret vorgesehen sind.

Es handelt sich um  die Mitgestaltung und Mitprogrammierung, und konkret wie diese hierzulande angewandt beziehungsweise umgesetzt werden können. DZE Direktor Ulrich Seitz erinnert, dass aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen in Südtirol erst sehr wenige konkrete Vorhaben im Zusammenhang mit der so genannten „Mitgestaltung“ und „Mitprogrammierung“ auf den Weg gebracht werden konnten, und zudem immer wieder der Eindruck einsteht, diese Form des Zusammenspiels zwischen Öffentlicher Hand und Organisationen des Dritten Sektors, würde wenn überhaupt, dann nur das Sozialwesen betreffen.

Die Erkenntnisse, so Lombardi, seien jedoch vielfältiger und schon lange nicht mehr nur auf einen Bereich wie das Soziale limitiert. Alessandro Lombardi erklärt des Weiteren, dass nach einem Start voller Fragen die Erfahrungen mit der gemeinsamen Übereinstimmung zwischen Öffentlichen Verwaltungen und dem Dritten Sektor, wie sie im Kodex für den Dritten Sektor vorgesehen ist, eine immer größere Verbreitung gefunden haben. Südtirol hat jedoch insgesamt gesehen auf diesem Gebiet, einen erheblichen Nachholbedarf.

Die Zusammenarbeit zwischen der Öffentlichen Verwaltung und dem Dritten Sektor ist und bleibt daher einer der wichtigsten Knotenpunkte der Reform. Mit Artikel 55 des Kodex für den Dritten Sektor wird die Beteiligung der organisierten aktiven Bürgerschaft an der Verwaltung von Dienstleistungen endlich legitimiert und es werden spezielle Instrumente für die Zusammenarbeit geschaffen, von der Bedarfsanalyse bis zur Verwaltung von Maßnahmen. Alessandro Lombardi erinnert, dass die so genannten „Mitgestaltung“ und „Mitprogrammierung“  die wichtigsten Instrumente zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen der Öffentlichen Verwaltung und dem Dritten Sektor, die in allen Sektoren – von der Umwelt bis zur Kultur, von der Sozialfürsorge bis zur Verwaltung von Gemeingütern – Anwendung finden, darstellen.

Die Aufforderung lautet deswegen zur Zusammenarbeit und nicht zum Wettbewerb, mit der Logik der Preisnachlässe bei Ausschreibungen. Ziel muss es sein, dieses Hindernis zu überwinden und stattdessen effiziente Dienstleistungen aufzubauen, die den tatsächlichen Bedürfnissen der Gemeinschaften entsprechen. Eine praktische Hilfestellung dazu liefert, so Lombardi, der Artikel 55 des Kodex des Dritten Sektors, welcher eine Reihe von innovativen Lösungsansätzen unterbreitet.

Die Fragestellung, die sich aktuell stellt ist vor allem dahingehend, ob die Akteure der Öffentlichen Verwaltung ausreichend vorbereitet sind um sie in vollem Umfang nutzen zu können.  Wie viel spezifische Ausbildung ist erforderlich, damit die Rechtsvorschriften wirklich angewandt und Anregungen übernommen werden können?

Die Antwort ist einhellig: Es muss eine gemeinsame Sprache gesprochen werden, um die Reform umzusetzen. “Der innovative Charakter der Rechtsinstrumente macht es erforderlich, die Kompetenzen aller Akteure vor Ort anzupassen und aufeinander abzustimmen. Der einzige Weg, um diese Systeme in einen Dialog zu bringen, ist daher das Fachwissen, gekoppelt mit praktischen Beispielen aus anderen RegionenDie Schulung der an diesen Prozessen beteiligten öffentlichen Akteure dient mehreren Zwecken.

In erster Linie geht es darum, genau zu erläutern, welche Maßnahmen legitim und rechtlich von den Mechanismen der einfachen Ausschreibung abgekoppelt werden könnenaber auch darum, Erfahrungen auszutauschen, die bereits von anderen Verwaltungen gemacht wurden, und Techniker auf dem Weg zu den für die Verwirklichung der Mitgestaltung und Mitprogrammierung erforderlichen Maßnahmen auf den neuesten Stand zu bringen.

Im angeführten Foto:

von links nach rechts vorne:

Claudio Andolfo (Italienische Kultur), Benedikt Galler (Südtiroler Gemeindenverband), Manuela Paulmichl (Amt für Genossenschaften), Michela Morandini (Ressortdirektorin von Rosmarie Pamer ), Luisa Gnecchi Vorstandsmitglied DZE Südtirol), Michela Trentini (Landesabteilung Soziales), Alessandro Lombardi (Ressortdirektor Arbeitsministerium), Ulrich Seitz (Direktor DZE)), Andrea Tauber (Amt für Außenbeziehungen und Ehrenamt), Silvia Mastrantoni (Beraterin DZE Südtirol), Paolo Pompermaier (Berater DZE Südtirol) .

Von links nach rechts hinten:

Thomas Girotto (Berater DZE Südtirol), Judith Notdurfter (Amt für Außenbeziehungen und Ehrenamt), Sergio Bonagura, Präsident DZE Südtirol.