Spiegelbild der Südtiroler Vereinswelt

Versammlung: Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt peilt 360-Grad-Beratung nicht nur für Mitgliedsvereine ein

Bozen. Viele engagierte Menschen, viele bürokratische Hürden: Das Ehrenamt in Südtirol steht vor großen Herausforderungen. Das neue Landesgesetz soll zwar Rechtssicherheit bringen, trotzdem ist mehr denn je ein starker Partner gefragt, der den Vereinen im Land mit Beratung und Unterstützung zur Seite steht. Genau das ist die Aufgabe des Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt KDS. Vor Kurzem trafen sich rund 100 Vertreter der Vereine zur DZE-Mitgliederversammlung in Bozen.

Das Dienstleistungszentrum wurde 2017 von 28 Vereinigungen und Organisationen des Südtiroler Ehrenamtes gegründet; seit Februar 2019 ist es operativ. Ziel war und ist es, die Gelder zu verwalten, die für die Freiwilligenarbeit von öffentlicher Hand zur Verfügung gestellt werden, sowie das Freiwilligenwesen zu unterstützen und zu fördern. Heute hat das DZE 433 Mitglieder; dazu zählen große Vereine wie Schützenbund, Verband der Südtiroler Musikkapellen und Weißes Kreuz ebenso wie etwa die Domschatzkammer Bozen und der Verschönerungsverein Auer. Weitere 27 Vereine werden als Förderkreis geführt. Voraussetzung für die DZE-Mitgliedschaft ist nämlich die Eintragung ins staatliche RUNTS-Register. Vereine, die diese noch nicht haben, werden als Fördermitglieder geführt. DZE-Präsident ist der Jurist Sergio Bonagura, Vizepräsidentin Vanessa Macchia, der als Uni-Professorin vor allem die qualitätsgesicherte Aus-, Fort- und Weiterbildung für Ehrenamtliche, Fixangestellte und Mitglieder aller Organisationen eine Herzensangelegenheit ist.

Bei der Mitgliederversammlung unterstrich DZE-Direktor Ulrich Seitz, dass man ein Beratungsangebot von 360 Grad anpeile – und das nicht nur für die Mitgliedsvereine, sondern auch für Nicht-Mitglieder.   „Wir bieten auch immer mehr Online-Beratung an“, so Seitz. Das komme jenen entgegen, die voll im Arbeitsleben stehen. Dazu steht dem DZE ein Expertenpool zur Seite, der kompetente Hilfe in Bereichen wie Steuerwesen, Rechtsberatung, Versicherungsschutz, Öffentlichkeitsarbeit, Personalverwaltung und vielem mehr bietet. Neu dazu kommt ab Jänner 2025 ein eigener Schalter, an dem Thomas Maniacco über Fragen rund um die SIAE – also Autorengebühren und Urheberrechte – beraten wird.

Eine wichtige Thematik, die auf alle Vereine zukommt, die kommerzielle Leistungen vorrangig  für die eigenen Mitglieder erbringen, wie Reisen oder Kinderbetreuung ist die Verpflichtung, zum Stichtag 1.1.2025 eine MwSt. Nummer hierfür zu eröffnen. Dabei und bei allen notwendigen Schritten rund um die zitierte Angelegenheit wird das DZE seine Serviceleistungen zugunsten Interessierter ausdehnen.

Im Jahr 2025 stehen dem DZE rund 490.000 Euro für die Beratungstätigkeit zur Verfügung; der Großteil. Dazu kommen Mitgliederbeiträge, Hilfe durch Spenden und Entgelte für Dienstleistungen. Seitz hob hervor, dass man sich zunehmend auch um andere Finanzierungsquellen bemühen müsse – was sich vor allem bei privaten Stiftungen oder auch auf EU-Ebene anbiete. Wie Expertin Silvia Mastrantoni ausführte, gibt es eigene, überschaubare EU-Fonds für Projekte im Freiwilligenwesen und maßgeschneiderte Unterstützung. Bei den Ansuchen ist sie über das DZE behilflich. „Das sind neue Möglichkeiten, um Geld an Land zu ziehen“, so Mastrantoni.

Wirtschaftsberater Thomas Girotto legte den Vereinen ans Herz, die Mitgliederlisten aktuell zu halten und für die Einzahlung der Mitgliedsbeiträge Termine vorzusehen, um so einen besseren Überblick zu haben. Es soll im Jahr 2025 zusätzliche konkrete Hilfestellungen auch über Tools für die Verarbeitung von Daten bei der Bilanzhinterlegung  bei den Vereinen geben.

DZE-Präsident Sergio Bonagura verwies auf das Landesgesetz, das demnächst verabschiedet werden soll. Das DZE sei in die Ausarbeitung was die Forderungen nach mehr Klarheit für Südtirols Vereine betrifft eingebunden gewesen; mit dem Gesetz sollen auch die Aufgaben und Kompetenzen des DZE längerfristig für die Zukunft abgesteckt werden. Schließlich wurde die Wahlordnung für den Vorstand geändert, um noch besser zu gewährleisten, dass das DZE „ein Spiegelbild der Südtiroler Vereinswelt ist“, so Präsident Bonagura. Die Neuwahlen finden im März 2025 statt. 

 Im Bild:

Von links nach rechts:

  1. Reihe DZE Expertin Silvia Mastrantoni. DZE Experte Thomas Girotto, DZE Vizepräsidentin Vanessa Macchia, DZE Vorstandsmitglied Günther Andergassen
  2. Reihe DZE Präsident Sergio Bonagura, Präsident des DZE Kontrollorgans Hannes Pircher, DZE Vorstandsmitglied Pepi Fauster, DZE Direktor Ulrich Seitz, DZE Vorstandsmitglied Ivo Bonamico, DZE Experte Alexander Kritzinger

Im Bild fehlen die Vorstandsmitglieder Luisa Gnecchi, Stefan Hofer, Gislar Sulzenbacher, Egon Zemmer